Mittwoch, 22. Dezember 2010

Im Kino mit Tom Tykwer

Am vergangenen Samstag, dem 18. Dezember 2010, präsentierte Tom Tykwer seinen neuen Film "Drei" in der Schauburg. (Ich hätte darüber schon eher berichtet, hätte mich nicht eine Erkältung von den Füßen geholt.)

Aufgrund eines engen Terminkalenders musste Sneak-Moderator Marc Sifrin schon vor der Aufführung seine Fragen an den Regisseur stellen, was aber der Qualität der Fragen und vor allem der Antworten keineswegs schadete. So wurde das Publikum schon vorab auf den Film vorbereitet und erwartete mit noch größerer Spannung das Öffnen des Vorhangs.

Auf humorvolle Weise berichtete Tom Tykwer von den Dreharbeiten, von der Arbeit mit seinen drei Hauptdarstellern, darüber, wie unwirklich Sex-Szenen in Filmen doch eigentlich sind. Im wirklichen Leben seien erste Küsse niemals so perfekt und die Kleidung würde im seltensten Fall einfach und leicht vom Körper hinabgleiten. Auch würde Tom Tykwer selbst nicht wollen, dass sich Zwölfjährige seinen Film ansehen, obwohl er dafür die Freigabe bekommen hat. Mit diesen ehrlichen Aussagen holte Tom Tykwer die Zuschauer in ihrem eigenen Erfahrungsumfeld ab und stimmte sie auf den Film ein.

Und was soll ich sagen: Der Film ist großartig! Auch wenn es auf den ersten Blick unwahrscheinlich erscheinen mag, dass sich zwei Teile eines Paares unabhängig voneinander in denselben Mann verlieben - so wie es im Film gezeigt wurde, könnte es tatsächlich passieren. Die drei Hauptdarsteller Sophie Rois, Sebastian Schipper und Devid Striesow präsentieren ihre Charaktere so authentisch als wären sie Nachbarn von nebenan. Die kleinen Special Effects (schwarz/weiß-Szenen, fliegende Engel) wirken nicht übertrieben oder aufgesetzt, weil sie immer mit der Gedankenwelt der Personen verknüpft werden. Und die Flucht nach London nach dem dramatischen Höhepunkt und vor dem (Happy) End lässt auch den Zuschauer noch einmal durchatmen.

Nun gut: Über das Ende selbst lässt sich streiten. Und dass es bei der offenen Frage nach dem Kindsvater dann ausgerechnet Zwillinge sein müssen, hätte man sich auch sparen können.

Aber alles in allem ist "Drei" ein rundum gelungener, ehrlicher und erwachsener Film über die Gefühlswelt von Großstadtmenschen um die 40, bei dem die Zuschauer sich vielleicht kurz auch mal ekeln, aber zum größeren Teil viel lachen und am Ende mit einem guten Gefühl den Kinosaal verlassen.

"Drei" läuft ab dem 23. Dezember 2010 bundesweit in den Kinos an. Weitere Informationen und den Trailer gibt es hier.

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